Umgebung des Kerbensteiges - In Böhmen

Vom Kerbensteig aus konnte man früher auch über die Schönlinder Brücke zum Schwarzen Tor und dann weiter im Tal des Roten Floßes oder Hengstbaches nach Daubitz oder Khaa in Böhmen wandern. Eine zweite beliebte Route führte ca. 1 Km nach dem Schwarzen Tor rechts über den Brückengrund und an den Hohen Wänden entlang in Richtung Balzhütte. In deren Nähe waren die Enge Stiege und der Tannigtsteig besonders beliebt. 1,2 Km östlich vom Schwarzen Tor gibt es auch noch die einsame Käs und Brot - Aussicht. Heute sind leider folgende Abschnitte dieser Gegenden offiziell verboten: Die 100 Meter zwischen Kirnitzsch und Schwarzem Tor, die Käs und Brot - Aussicht und das 1,5 Km nördlich der Balzhütte gelegene heute sehr unwegsame Felsgebiet Rosengarten. Der Tannigtsteig wird heute manchmal auch als Fürst-Kinsky-Jägersteig bezeichnet.

Vom Kerbensteig über Schwarzes Tor, Brückengrund und den hohen Wänden vorbei zur Balzhütte

Tannigtsteig und Enge Stiege

Käs und Brot - Aussicht, Drachenstiege, Drachenfelsen und Falkenwände

Die Gegend um die Käs und Brot - Aussicht wurde wahrscheinlich zwischen 1895 und 1905 erschlossen. In einer Schlucht 80 Meter nordwestlich der Aussicht findet man mehrfach die Inschrift "JP" und die Jahreszahl 1898 (JP-Schlucht). In der 250 Meter nördlich der Aussicht gelegenen Drachenstiege, einer steilen Felsspalte, sind Felsabmeißelungen, Balkenfalze und die Jahreszahlen 1901, 1921 und 1929 zu finden. Auf dem schmalen Grat der Falkenwände sind noch mehrfach alte in Fels gemeißelte Stufen zu erkennen. Von den Falkenwänden hat man eine sehr gute Aussicht, sogar der Milleschauer (837 m) ist in 51 Kilometer Entfernung zu sehen.

Interessantes am blau markierten Wanderweg von der Niedermühle zum Schwarzen Tor

Rosengarten - 1,5 nördlich der Balzhütte gelegen, sehr unwegsam


Interessantes am Rande - Die geänderte Route zur Balzhütte

Als 1836 der Kerbensteig gebaut wurde, war das Gebiet auf der anderen Seite der Kirnitzsch im Böhmischen, zwischen Schwarzem Tor und der Balzhütte, noch sehr abgelegen und selten besucht. In alten Wanderführern von vor 1890 wird als Ausgangspunkt für Wanderungen in dieses Gebiet immer nur Dittersbach, Hinterdittersbach oder Daubitz genannt. Das Schwarze Tor wird gar nicht erwähnt. Das änderte sich erst, als ca. 1886 neben dem Kerbensteig die Schönlinder Brücke über die Kirnitzsch gebaut wurde, um einem "sehr dringenden touristischen Bedürfnisse abzuhelfen" (Gebirgsfreund, 15. März 1895). Das Schwarze Tor und das riesige Waldgebiet bis zur Balzhütte waren nun von Hinterhermsdorf aus viel besser zu erreichen.

In Meinholds Routenführer findet man eine markierte Route, die vom Schwarzen Tor zur Balzhütte führte.
Ein Vergleich von Karten aus mehreren Meinholds-Führern zeigt, daß diese Route kurz nach 1910 mal geändert wurde.

Kartenvergleich mit der geänderten Route zur Balzhütte:

In der 1. Variante wurde die markierte Route wahrscheinlich um 1890 angelegt und führte vom Kerbensteig über die Schönlinder Brücke zum Schwarzen Tor und ca. 30 Meter davor rechts in einer Schlucht hoch. Oben ging es dann rechtshaltend über den Höhenrücken und über einen Waldweg bis zur sogenannten Jungferntanne. Ab da waren es noch 4 Km bis zur Balzhütte. Diese 1. Variante war in der Schlucht und kurz danach sehr beschwerlich, in Meinholds Routenführer von 1910 steht neben der Schlucht der Hinweis "Ohne Weg !". Ein Pfad muß aber immerhin vorhanden gewesen sein, denn im unteren Teil der Schlucht findet man auch heute noch einige wenige in Fels gemeißelte Stufen.

Kurz nach 1910 wurde diese Route wahrscheinlich wegen ihrer Beschwerlichkeit geändert.

Die neue 2. Variante führte nun vom Kerbensteig über die Schönlinder Brücke durch das Schwarze Tor und weiter 1 Km durch das Tal des roten Floßes und dann rechts im Brückengrund hoch zur Jungferntanne. Diese 2. Variante war zwar etwas länger als die erste, aber viel besser zu begehen und landschaftlich viel reizvoller.

(Fotos von der Route durch den Brückengrund ganz oben in der Bildergalerie)

In der Karte von Johannes Schulz von 1912 ist bereits die neue markierte Route vorhanden, während die 1. Variante sogar als verboten gekennzeichnet ist. Auf alle Fälle existierte schon weit vor der 1. Variante ein Weg durch den Brückengrund. Warum man damals nicht gleich die Route durch den Brückengrund gewählt hat, läßt sich heute nicht mehr klären. Wahrscheinlich hatte man sich wegen der etwas kürzeren Wegstrecke erstmal für die 1. Variante entschieden.

Daß der Brückengrund schon sehr viel eher als Wanderweg geeignet war, zeigt folgende Tatsache: im unteren Teil des Brückengrundes führt der Weg durch eine felsige Engstelle. Die eine Seite der Felswand ist abgemeißelt, darunter befindet sich eine kleine in Fels gemeißelte waagerechte Rinne als Wasserablauf neben dem Weg, und oben findet man die Inschrift "CGP 1822", ähnlich wie am Kerbensteig Teil 1. Auch unter dem Schwarzen Tor ist eine Inschrift von 1822. Schon vor Erbauung des Kerbensteiges und der Schönlinder Brücke sind also Menschen durch die Kirnitzsch auf die andere Seite gewatet, um dort neue Wege zu erschließen.

Fotos vom heutigen Zustand der 1. Routen-Variante von 1890 bis 1910:

Alte Wanderführer von vor 1890, die zeigen, daß die Hintere Böhmische Schweiz damals noch relativ selten besucht war:


Vergleich kürzeste legale Strecke von Hinterhermsdorf zum Schwarzen Tor, früher und heute:

1886 bis 1945:

3,5 Km / 1:15 Stunden (Route 1 - über Hermannseck, Kerbensteig, Schönlinder Brücke; heute sind die letzten 200 Meter verboten)

Heute:

6,8 Km / 2:32 Stunden (Route 2 - über Niedermühle)

8,2 Km / 2:50 Stunden (Route 3 - über Hinterdittersbach, Brückengrund)

(Hin und zurück dann jeweils die doppelte Strecke)

(Karte, Streckenberechnung und Quelle: mapy.cz, © Seznam.cz, a.s., 2017)


Ein Rätsel:

Welches ist die kürzeste legale Wanderstrecke zwischen A und B?

(A = Stelle am blau markierten Wanderweg, gegenüber vom Schwarzen Tor; B = Schwarzes Tor)

Antwort:

Von 1886 bis 1945: rote Strecke = 200 Meter/5 Minuten

Heute: blaue Strecke = 7,5 Km/2:45 Stunden

Da kann jeder selbst entscheiden, ob das zum lachen oder zum heulen ist.

(Karte, Streckenberechnung und Quelle: mapy.cz, © Seznam.cz, a.s., 2017)


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